Gebärdensprache

In diesem Text erfahren Sie:

  • Was sind Gebärdensprachen?
  • Wie funktioniert Gebärdensprache?
  • Wer benutzt Gebärdensprache?
  • Wie setzen Sie Informationen in Gebärdensprache um?

Was sind Gebärdensprachen?

Gebärdensprachen sind visuelle Sprachen. Sie werden mit Gestik, Mimik, Körperhaltung und Mundbewegungen ausgedrückt und über den Sehsinn wahrgenommen. Gebärdensprachen sind die natürlichen Muttersprachen von Menschen, die von Geburt an gehörlos sind oder die vor dem Erlernen der Lautsprache ihr Gehör verlieren.

Jedes Land hat seine eigene Gebärdensprache. Im deutschsprachigen Raum gibt es die Deutsche Gebärdensprache (DGS), die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) und die Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS). Für das Französische gibt es Gebärdensprachen in Frankreich (Langue des Signes Française – LSF), in der französischsprachigen Schweiz (Langue des Signes Suisse Romande – LSF-SR), in Belgien (Langue des Signes de Belgique Francophone – LSFB) und in Kanada (Langue des Signes Québécoise – LSQ). Daneben gibt es Dialekte und andere Formen, wie eine eigene Jugendsprache. Darüber hinaus gibt es eine Variante der Gebärdensprache, die auf der ganzen Welt gleich ist: „International Sign“. In Luxemburg wird vor allem die Deutsche Gebärdensprache genutzt.

Im Jahr 2008 erkannten die Vereinten Nationen mit dem Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) Gebärdensprachen offiziell als vollwertige Sprachen an. In Luxemburg wurde die Deutsche Gebärdensprache im Jahr 2018 als eigenständige Sprache anerkannt.

Wie funktioniert Gebärdensprache?

Die Gebärdensprache nutzt nicht die Stimme, sondern den Körper.

Beim Gebärden unterscheidet man zwischen manuellen und nichtmanuellen Ausdrucksmitteln. Manuelle Ausdruckmittel sind Hände und Arme. Die Handform, die Handstellung, die Position der Geste und die Bewegungsrichtung ergeben in verschiedener Kombination Gebärden. Nichtmanuelle Ausdrucksmittel sind: der Gesichtsausdruck, der Blick, Kopfbewegungen und Bewegungen des Oberkörpers, sowie das Mundbild (die Bewegung der Lippen, wenn jemand ein Wort ausspricht).

Wenn jemand gebärdet, macht er die Zeichen in einem bestimmten Bereich vor seinem Körper: von der Taille bis zur Stirn und von einer Körperseite zur anderen. Dieser Bereich heißt Gebärdenraum.

Gebärdensprachen besitzen ihre eigene Struktur. Die Grammatik von Gebärdensprachen wird hauptsächlich mit Hilfe der Mimik ausgedrückt. Hebt die gebärdende Person beispielsweise die Augenbrauen während sie gebärdet, handelt es sich um einen Fragesatz. Auch Stimmungen zeigen sich durch Mimik und Körpersprache.

Wer benutzt Gebärdensprache?

Gebärdensprache verwenden hauptsächlich Personen, die gehörlos zur Welt kommen oder eine Hörbeeinträchtigung erwerben, bevor sie sprechen lernen. Nicht alle gehörlosen Kleinkinder lernen Gebärdensprache als Muttersprache. Der Grund: Die meisten gehörlosen Kinder kommen in Familien auf die Welt, in denen alle hören. Hörende Eltern sprechen meistens keine Gebärdensprache.  Sie müssen die Sprache zuerst lernen, um mit ihrem Kind zu kommunizieren.

Von 1800 bis 1990 wurden gehörlose Kinder ausschließlich lautsprachlich gefördert und unterrichtet. Diese Lehrmethode, der sogenannte Oralismus, konzentrierte sich ganz auf das Sprechen und Lippenlesen. Die Gebärdensprache war aus dem Unterricht verbannt.

Diese Methode hatte jedoch einen grundlegenden Fehler: Wer Lautsprache lernen will, braucht ein funktionierendes Gehör. Beim Lippenlesen lassen sich nur etwa 30 Prozent der gesprochenen Wörter eindeutig erkennen. Gehörlose Kinder, die nur lautsprachlich gefördert werden, lernen Sprache oft nicht richtig. Das hat ernste Folgen, weil eine gut entwickelte Erstsprache grundlegend ist für die emotionale Entwicklung, den Aufbau von Wissen und das Erlernen von Schriftsprache.

Heutzutage haben Eltern gehörloser Kinder die Möglichkeit, an Gebärdensprachkursen teilzunehmen. So geben sie ihren Kindern eine Erstsprache, die zu den Bedürfnissen der Kinder passt. Kinder mit Hörbeeinträchtigung erhalten in Luxemburg eine systematische auditive und logopädische Förderung. Die Kinder und Jugendlichen besuchen meist Regelschulen und werden dort ambulant unterstützt.

Gehörlose Menschen, die Gebärdensprache nutzen, fühlen sich der Gehörlosenkultur zugehörig. Zwei Merkmale bestimmen diese Kultur: erstens eine Lebensweise, die sich stark am Sehen orientiert, und zweitens die Kommunikation über Gebärdensprache.

Wie setzen Sie Informationen in Gebärdensprache um?

Schriftliche Informationen oder Untertitel reichen nicht aus, um allen gehörlosen Personen Barrierefreiheit zu bieten. Gebärdensprache ist die natürliche Sprache gehörloser Personen. Nur so nehmen sie Informationen vollständig auf.

Sie brauchen eine Fassung in Gebärdensprache für Ihr Video? Wir empfehlen Ihnen, eine Gebärdensprachdolmetscherin oder einen Gebärdensprachdolmetscher zu beauftragen.

Gut zu wissen

In Luxemburg werden regelmäßig Gebärdensprachkurse angeboten. In Gebärdensprach-Cafés können Sie die Sprache in entspannter Atmosphäre kennenlernen.

Einen einfachen Einstieg bietet das Fingeralphabet – damit können Sie bereits einzelne Wörter buchstabieren.